Corona Covid 19 - alles auf null
Update 23.04.2020:
Es scheint kein Ende zu nehmen - wie auch, das Virus ist ja nach wie vor da. Die Ausgangssperre dauert nunmehr über 5 Wochen an und wurde bis zum 11.05.2020 verlängert. Lediglich Kinder dürfen nun zumindest eine Stunde am Tag in Begleitung eines Erwachsenen das Haus verlassen.
Der Tourismus ist am Boden, die Insel ist leer. Die ersten Peinlichkeiten der Krise halten Einzug: So beschwerten sich zig deutsche Immobilienbesitzer, da sie aktuell keinen Zugang zu Ihren Fincas haben. Wie peinlich, wie doof, wie deutsch... Ich verspüre hier sofort den Drang, mich für meine Landsleute zu entschuldigen.
Die Mallorquiner tragen es mit Fassung, ganz anders als ich das erwartet habe. Klar macht man sich Gedanken über schrittweise Öffnungen - aber man behält das Risiko sehr deutlich im Blick. Wenn man sich vor Augen hält, was auf "unserer" Insel am Tourismus hängt - wirklich bewundernswert!
Die Quarantäne auf Mallorca dauert nun 11 Tage an. Für uns, die wir die Zeit aufgrund der Ausgangssperre auf unserer Finca ausharren müssen, in erster Linie eine psychische Beschränkung.
Als Fotograf habe ich natürlich darüber nachgedacht, die Geschehnisse auf der Insel fotografisch festzuhalten. Aufgrund der Ausgangssperre ist das nicht mehr möglich, außerdem weiß ich nicht genau, wo die Grenze des "guten Tons" überschritten wird. Ein Foto von der Polizeikontrolle am Kreisverkehr, Schutzmasken - was geht im Kopf des Polizisten vor, wenn ich meine Kamera auf ihn richte? Sicherlich nichts positives, auch wenn es an dieser Stelle nur darum ginge, einen der vielen Helden zu fotografieren. Es ist nicht die richtige Zeit, es gibt so viel wichtigeres.
Wir haben Vorräte gekauft und versuchen in aller Interesse, soziale Kontakte wirklich komplett zu reduzieren. Es ist ein bisschen wie "Eingesperrt im Paradies". Aber wie geht es den anderen Menschen? Den Menschen, die in der Stadt leben und sich mit 2 Kindern eine 3 Zimmer Wohnung teilen. Niemand, auch nicht die Kinder, dürfen das Haus auch nur für einen Spaziergang verlassen. Also versuche ich, bei jedem "Durchhänger" an eben jene Menschen zu denken, die diese Zeit auf der Insel unter ganz anderen, wirklich harten Umständen, durchleben müssen. An die kranken Menschen gar nicht zu denken.
Stand heute (26.03.2020) hält das Gesundheitssystem noch stand und ähnlich wie überall, versucht die Politik ein wenig zu beruhigen. Die Zukunft auf der Insel ist ähnlich ungewiss wie im Rest des Landes. Madrid geht mit traurigem und leidvollem Beispiel voran.
Vieles wird auch "danach" nicht mehr so sein wie früher. Alleine die Unbeschwertheit, die Leichtigkeit des Seins, die "Selbstverständlichkeit" von Gesundheit wird für lange Zeit verloren bleiben. Ich habe Sehnsucht nach dem Meer. Nur 12 Kilometer, aber in dieser Zeit fast unerreichbar. Ich will meine Welt wieder zurück...